Die Studiobühne des Werk-X stellt eine spezifische Art österreichischer Männlichkeit an den Rand ihrer Komfortzone. Schlagerstar Karl Maria McGill findet sich am Weg zur Konzertbühne plötzlich in einer zeitlosen Berghütte zwischen Halbtoten, Untoten und der eigenen Herkunft wieder. Spannend und lustig wird am Petersplatz die Geburt des Songs des Jahres erzählt.
letzter Termin: 31. Jänner (20 Uhr) – Ausverkauft.
Die beiden Macher der „alpenländischen Rachetragödie“, Klemens Gindl und Oliver Mathias Kratochwill, lernten sich einst als Kollegen am Schauspielhaus Wien kennen. Als man zusammen an der musikalischen Posse „Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam“ arbeitete, war für beide klar, dass es als künstlerisches Duo weitergehen soll. Das Wiener Publikum scheint Gindl/Kratochwill recht zu geben: „A-Moll sing i no“ war an allen angebotenen Terminen ausverkauft.
In straffen 90 Minuten erzählen Verena-Teresa Uyka, Florian Graf und Benjamin Vanyek vom Aufsteig und Fall des österreichischen Schlagerstars Karl Maria McGill. Obwohl ich aufgrund der geringen Höhe der Bühne nur 80% der Inszenierung mit meinen Augen verfolgen kann, erlebe ich im kuscheligen Bar-Raum des innerstädtischen Werk-X (Eldorado am Petersplatz) einen sehr netten, lustigen Abend.
Zwischen den beiden Brüdern Karl und Franz geht es in der verlassenen Berghütte ihres Vaters trotz der hörbar klirrenden Kälte hitzig hin und her. Familiäre Leichen werden ebenso ausgegraben wie Kleidung aus der längst vergangenen Kindheit. Die zwei Buben, ohne Mutter aufgewachsen, sind typische Geschwister. Sie lieben sich grundsätzlich, sind aber unterschiedlicher Meinung über vieles und so – im Streit – erfahren wir, in welcher Geschichte wir uns befinden. Verena-Teresa Uyka wird leider streckenweise als untote Erzählerin aufs Abstellgleis verbannt. Dazu verwischen sich die Übergänge zwischen Gegenwart, Vergangenheit, Realität und Illusion immer weiter ins Nicht mehr Nachvollziehbare.
Doch diese Mankos tun dem musikalischen „unplugged“-Abend keinen Abbruch. Bespickt mit vielen sympathischen Bonmots stolpern Story-Ideen ineinander, eröffnen die Brüder immer tiefere Einblicke in ihre Vergangenheit und die Gegenwart ihrer Situation (nach einem Autounfall steckt man mitten im Wald fest). Karl und Franz schenken sich nichts, außer heftig gegenseitig ein, Amalia steigt immer wieder als fantastisches Element in die Szene ein.
„Die zwei sind so arg!“, denk ich lachend.