Museen stellen Kultur nicht nur aus, sondern auch her. In der vierten Ausgabe ihrer Theater-im-Museum-Reihe GANYMED bemühen sich Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf um feministische Kritik. Mit mehr Mut wäre das möglich gewesen.
Weitere Termine bis 31.5. (je 19-22 Uhr)
Ganymed ist ein sehr schönes Date. Man spaziert im beeindruckenden Kunsthistorischen Museum von Raum zu Raum in empfohlener, keineswegs aber vorgeschriebener Richtung die 14 Stationen ab, hört Texte, Musik und verliert sich in den Gemälden und im Raum. Unter der Regie von Jacqueline Kornmüller haben sich rund 30 Künstler_innen versammelt um mich, Zuschauerin, auf verschiedene Aspekte des Weiblichen in der Kunstgeschichte hinzuweisen. Ein sinnlicher Abend, in wohlriechenden, perfekt temperierten, hohen, schönen Räumen. Paare jeden Alters blicken sich immer wieder verliebt an, tauschen versteckt Zärtlichkeiten aus, genießen die Kunst und ihr 36 Euro Ticket.
Dass man in der Konzeption des Abends nicht an eine Ausweitung des Zielpublikums gedacht hat, zeigt sich schon zu Beginn in der Eingangshalle, in der manche der Performer_innen in typischen Performance-Gängen halb-partizipativ ihr Publikum erschließen. Die Besucher_innen entsprechen klassischem Wiener Hochkulturpublikum. Obwohl Zadie Smith am Programmheftchen abgebildet ist, hält sich der nicht-Weiße Besucher_innenanteil in Grenzen. Ähnlich konservativ wird dem Thema Feminismus begegnet.
Performance 1 und die erste Frau ist schon nackt. Dabei soll ja genau die Praxis, Frauen zu sexualisierten Objekten zu ver-kunst-en, kritisiert werden. Der bekannte claim der Guerilla Girls: „DO WOMEN HAVE TO BE NAKED TO GET INTO THE MUSEUM?“ scheint hier mit Ja beantwortet zu werden. Dass Ganymed Fe Male nicht unbedingt 2017 stattfinden muss beweisen auch Julia Stemberger, die sich leicht bekleidet als Ruben’s Pelzchen gibt, Grischka Voss, die über geschlechtliche Orientierungslosigkeit reflektiert, oder Katharina Stemberger, die laut und aufgewühlt Chimamanda Ngozi Adichie’s WE SHOULD ALL BE FEMINISTS in den Raum schreit. Für Manchen mag da Neues dabeigewesen sein, aber mich – junge, gendersensible Frau – holt da geschlechtertheoretisch nix vorm Ofen hervor.
Gemeinsam mit den musikalischen Stationen (Die Strottern, Ramsch & Rosen mit der Company of Music und Agnes Palmisano mit Matthias Loibner) stellt Martin Vischers „Bericht“ von Anna Kim die berührenden Glanzpunkte des Abends dar. Als Soldat steht Vischer breitbeinig vor Guiliano Bugiardini’s Entführung der Dina und erzählt juristisch-dokumentarisch vom Kriegsmittel Vergewaltigung im Kontext der Jugoslawienkriege.