Nominiert für den Newcomer Award 2017 ist die Volksbühne Wien mit dem Stückentwurf „Gold Schlamm Entertainment“ – einer feministischen Neuinterpretation von Shakespeares „Sturm“, in der Caliban nicht nur zur Vertreterin des weiblichen Prinzips an sich, sondern auch zum Mittel feministischer Kritik des zeitgenösischen Theaterbetriebes wird.
Premiere: 29. Mai 2017 I 20:00 I Theater Drachengasse (1010 Wien) [ausverkauft]
weitere Vorstellungen: 30. Mai – 17. Juni, Di-Sa, je 20:00
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Caliban tobt durch den Raum und singt das Lied der Freiheit. Wissend, dass sie der mythischen Macht ihres männlichen Gegenspielers Propero unterlegen ist, findet sich Caliban in einem mentalen Zustand der Unterdrückung vorgeblich zurecht. Sie weiß um ihre eigentliche Stärke. Sie weiß um ihr angestammtes Recht. Sie ist die Herrscherin der Insel, auch, wenn sie ihre matriarchale Macht durch Prosperos als “natürlich” verstandene patriarchale Präsenz nicht ausüben kann.
Propspero versucht voller Sorge um das Wohl der Insel und ihrer Bewohner_innen die mächtige Caliban unter Kontrolle zu halten. Er gibt sein Bestes, die Insel und alle Bewohner_innen mit sicherer, gerechter Hand zu regieren. Doch er versteht nicht, warum Caliban (passiv-)aggressiv Streit um Streit vom Zaun bricht. Wozu die Rebellion, wenn doch alles – wie Ariel ihm immer wieder versichert – in geordneten Bahnen seinen natürlichen Lauf nimmt. Die Weiber sind ihm immer schon ein Rätsel gewesen.
Ariel besieht als majority whip die Szene und wirft chorische Meinungen wie tendenziöse Beschreibungen der Vorgänge auf der Insel dazwischen. Ariel ist die Stimme des Volkes und sehnt sich aus unklaren Gründen einfach nur danach, dass “endlich etwas passiert”.
Die Stimmung ist aufgeheizt. Das weibliche Prinzip (Caliban) und die männliche Herrschaft (Prospero) betreten das Feld der letzten Schlacht um den hegemonialen Mythos der Welt. Wird Caliban ihren Kampf gewinnen und eine völlige Veränderung der Machtverhältnisse durchsetzen? Wie stark ist Prosperos Zauberkraft wirklich? Und worum geht es eigentlich bei Ariel?
„Gold Schlamm Entertainment“, das ursprünglich „nun auf, auf zum goldenen Matriarchat“ hieß, wurde als eines von vier Finalisten für den „Newcomer Award 2017 – Und immer ist Sturm“ nominiert. Gezeigt wird ein zwanzigminütiger Ausschnitt der Produktion, in dem sich die Figuren Caliban (Dolores Winkler) und Prospero (Lisa Furtner) vorstellen und der Kampf beginnt. Das fetzt, ist lustig und trotzdem mit Diskurs.
Am 17. Juni 2017 werden im Anschluss an die Vorstellung der Jury- und Publikumspreis vergeben. Der Jury-Preis ermöglicht dem Gewinner-Team, seine Produktion abendfüllend für die kommende Spielzeit am Theater Drachengasse auszuarbeiten. Der Publikumspreis, für den jede_r Besucher_in an jedem Vorstellungsabend abstimmen kann, belohnt das publikumsgeliebteste Team mit 1.000 Euro.
Wir freuen uns außerordentlich, euch GOLD SCHLAMM ENTERTAINMENT zeigen zu können!
Jury: Ali Abdullah, Werk X Wien, Corinne Eckenstein, DSCHUNGEL Wien und Bettina Hagen, Kuratorium der Stadt Wien.
Alle Nominierten:
„Wind / Stille“
Was passiert, wenn der Konflikt nicht stattfindet? Was passiert, wenn Gefühle des Stillstands und der Ratlosigkeit auf zunehmende Radikalisierung treffen, aber der Sturm, der hierarchische Ordnungen und Positionen in Bewegung bringt, ausbleibt? Ausgehend von Shakespeare kreist „Wind / Stille“ um das zunehmend diffuse Krisenbewusstsein in unserer Gegenwart und fragt, was passiert, wenn eigentlich nichts passiert.
Text, Regie: Teresa Kovacs, Roman Hutter
Bühne, Kostüm: Julia Grevenkamp
Licht, Sound: Helen Farnik
Bühnen-, Kostümassistenz: Lisa Becker
Es spielen: Clara Diemling, Benjamin Kornfeld, Florian Werkgartner
„Das was ist, ist“
Die Klitoris und der klitorale Orgasmus werden nach wie vor gerne als Mysterium beschrieben und einem offenen Diskurs entzogen. Ist das Reden über den klitoralen Orgasmus nur ein Kampfplatz um Macht und Deutungshoheit, oder gibt es ein Wissen über die Klitoris, dem ich vertraue und das ich teilen kann? „Das was ist, ist“ zeichnet ein multiperspektivisches Bild der Klitoris zwischen Ernst und Ironie.
Konzept, Text, Regie, Bühne, Kostüm, Musik und Performance: Barbara Juch, Charlotte Bohn, Franziska Kabisch
„Oh, wie schön ist Panama“
Der Andrang der aus den Kriegsgebieten fliehenden Menschen wird durch die politische Rhetorik zur Naturkatastrophe. Also was tun, wenn die Apokalypse vor der Tür steht? Wie wäre es mit Abhauen? Irgendwohin, wo wir vor den „Flüchtlingsströmen“ sicher sind und wo wir uns einen eigenen, nigelnagelneuen utopischen Staat aufbauen können, in dem wir fernab und abgeschottet von der gefährlichen Außenwelt in einer homogenen Gesellschaft nach den eigenen Idealen leben können.
Text: Emre Akal
Regie: Rieke Süßkow
Sounddesign: Paul Wolff
Visualdesign: Raffaela Schöbitz
Regieassistenz: Azelia Opak
Es spielen: Deniz Baser, Monika Huber, Burak Uzuncimen
Volksbühne Wien
„Gold Schlamm Entertainment“
Die Stimmung ist aufgeheizt. Caliban, die Vertreterin des weiblichen Prinzips, und Prospero, der Vertreter männlicher Herrschaft, betreten das Feld der letzten Schlacht um den hegemonialen Mythos der Welt. Wer wird siegen? „Gold Schlamm Entertainment“ stellt die scheinbar natürliche Notwendigkeit der binären Geschlechteropposition in Frage und postuliert das Matriarchat als Utopie der Stunde.
Text, Konzeption: Clara Gallistl
Regie: Alexander Tilling
Es spielen: Dolores Winkler, Lisa Furtner
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