Henrik Ibsens „Die Frau vom Meer“ (Deutsch von Heiner Gimmler) ist eine mutige Wahl für den eigenen Theaterregieabschluss. Eine gelungene Diplominszenierung von Maria Sendlhofer am Max-Reinhardt-Seminar.
Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen schrieb ein Stück über Beziehungskonstellationen, über Zweifel und vor allem über Hoffnung. Einfach zu Lesen, zu Inszenieren aber nicht, habe ich vor dem Besuch dieser Theateraufführung befürchtet. Dass dies mit Bravour gelingen kann — so, dass eine Stunde wie im Nu verfliegt—, hatte ich nicht erwartet. Die Inszenierung besticht vor allem mit gelungener symbolischer Bühnenästhetik.
Die Beziehung zwischen Ellida (Alina Ilonka Hagenschulte), Wangel (Mick Riesbeck) und Bolette (Lisa-Marie Sommerfeld) ist auch für einen Ibsen-Neuling von Anfang durch Farben gekennzeichnet. Wangel und Bolette sind rot gekleidet, während Elinda (komplett in Blau inkl. Nagellack) abgespaltet neben dem Paar steht. Ihr Wunsch nach Freiheit, nach dem Meer, weg von Ehemann Wangel, spiegelt sich in ihrem Aussehen wider. Sie wird dessen Erinnerungen an seine erste Frau, die er mit seiner Tochter bespricht, nie teilen können. Als ein Fremder (Max Gindorff, ebenfalls mit blauem Nagellack) auftaucht und mit Ellida dem Meer Treue schwört, erstarkt in der „Frau vom Meer“ die Sehnsucht nach dem Meer, nach der Freiheit:
„Hätten sich die Menschen zuerst an ein Leben auf dem Meer gewöhnt, – oder im Meer, – dann wären wir vielleicht vollkommener als jetzt. Besser und glücklicher.“
Auch ein anderes Element der Bühnenästhetik fällt mir auf— die Matratzen, die das Meer darstellen. Sie lassen den Menschen schaukeln, doch manchmal wird das Menschliche von ihnen erdrückt – genau wie vom Meer, der Hoffnung und Freiheit. Eine geniale Idee.
Während die Schatten der Figuren auf einer schwarzen Wand durch Lichteffekte besonders gut zu sehen sind und somit diese gewisse Schwere des Stückes tragen, hört man Bolettes lustige Reaktion auf den Heiratsantrag ihres ehemaligen Lehrers, Arnholm (Philipp Auer). Dies erheitert und lockert die schwere Atmosphäre des Stückes.
Fazit: Eine gelungene tragikomödische Aufführung, die vor allem durch ihre minimalistische, aber wirkungsvolle Bühnenästhetik, besticht.
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DIE FRAU VOM MEER
von Henrik Ibsen
Deutsch von Heinrich Gimmler
Regie und Fassung: Maria Sendlhofer
Bühnenbild: Felix Huber
Kostüme: Christina Flügger
Licht: Gerhard Fischer
Musik und Sounddesign: Bernhard Eder
Dramaturgie: Lena Biertimpel
Regieassistenz: Leona Strakerjahn
Bühnenabildassistenz: Naomi Frank, Anja-Lene Melchert
Maske: Lena Pagel
Inspizienz: Rachel Müller
Es spielen: Alina Ilonka Hagenschulte, Max Gindorff, Mick Riesbeck, Philipp Auer, Lisa-Marie Sommerfeld
Premiere am 15.12.2017
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Fotocredit: (c) Mani Froh, Szenefotos: (c) Andrea Klem
Hat dies auf magoomagisch rebloggt und kommentierte:
Ein neuer Beitrag von mir auf Neue Wiener. Viel Spaß beim Lesen! 🙂
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