Es ist bei weitem kein leichter Stoff der hier auf der Bühne des Schauspielhauses in eineinhalb Stunden verhandelt wird. Die eindeutige Hauptrolle an diesem Abend spielt der Text von Enis Maci, der in einer feinfühligen Regie von Pedro Martins Beja zu seiner Uraufführung am Schauspielhaus Wien gebracht wurde. Der zumeist in chorischen Passagen gesprochene Text wird von dem Ensemble gemeinsam mit großer Präzision und insgesamt bravurös präsentiert.
Die Figuren befinden sich in einem Echoraum, einem sterilen Referenzrahmen, einem Kaleidoskop, in dem mehrere Tatbestände aneinandergereiht werden und anhand von globalen Positionierungsdaten (als Breiten und Längengrade an die Rückwand projiziert) eine Kartografie zeichnen. Sie bilden ein Stimmengeflecht das als Ausgangspunkt den Mord von Tyler Hadley an seinen Eltern in Port St. Lucie, Florida in 2011 nimmt. Die Gruppe zieht weiter in die Türkei, wo Nevin Yildirim in Antalya, 2012 ihren Vergewaltiger köpft und mit dem Kopf auf den Dorfplatz geht. Zuletzt begegnet das Publikum dem Tatbestand von Nils D. aus Dinslaken Deutschland, 2016 der nach Syrien gezogen ist, um dort dem IS beizutreten.
Als komplexe Vorgabe werden die drei Fälle mit weiteren Elementen aus der Erinnerungs- bzw. Gedächtniskultur vermischt. Es finden sich Zwischenstops aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Bewohner aus der Umgebung der KZs mit der dort stattfindenden Massenvernichtung konfrontiert wurden. Dazwischen kommen auch Hinweise auf die Leichen von den flüchtenden Massen auf dem Mittelmeerboden. Ökonomisch werde Tatbestände ausgeblendet und nach Bedarf wieder eingeblendet, den Filter bildet bei dem ganzen YouTube, das als Medium jedoch in der Repräsentierbarkeit auf der Bühne etwas zu kurz tritt. Lediglich die gesprochenen Kommentare unter den Videos von extremer Gewalt geben einen etwas beliebig wirkenden Aufschluss. Wir haben als Gesellschaft auch schon eine Abhärtung durch die digitale Überrepräsentation von Gewalt erfahren.