White Guilt – MITLEID von Milo Rau am Volx/Margareten

Unfortunately, this year I couldn’t clear out more than one solitary day for the Berlinale Film Festival. Big thumps up to my friend’s and my time management skills though: We managed to see five movies before we had to catch that 8 am flight back to Vienna.
I hope all the films we saw are gonna make it to the theaters. Surely, „Die Geträumten“ („The Dreamed Ones“) will be shown at Diagonale Film Festival in Graz, Austria (program release today!). „Dubina dva“ („Depth Two“) feels like it could be part of this year’s Crossing Europe Film Festival (Linz, Austria. program release early April). And I sincerely wish I could see „Triapichniy Soyuz“ („Rag Union“) again and again and again and again. Actually, I wanna put it on my wall to watch it every day.*
Von Clara Gallistl
Mir hat das Konzept von Bundesländer-Krimis, die auch gezielt mit Teams aus den jeweiligen Ländern arbeiten, von Anfang an gut gefallen. Jetzt hab ich mir gemeinsam während meines Großmutterbesuchs den ersten Film der Reihe in klassischer Fernsehsituation angesehen: mit Zeit für Harmonie-Tee, Decke über den Beinen, kleinen Lampen in den Ecken des warmen Zimmers, Teppich am Boden, Bild an der Wand, Fernseher auf Holztischerl in der Ecke. Fernsehen als sozialer Ort der Entspannung, des Heimatgefühls, der Familie. Das hat für mich an diesem Abend tadellos funktioniert.
Gewusst, dass ich über den Toten am Teich schreiben will, habe ich an diesem Punkt im Film:
Jetzt hat die junge Polizistin (Miriam Fussenegger) versehentlich dem schirchen Perchten einen Zahn ausgeschlagen, weil sie sich gefürchtet hat. Davor hat schon die Hauptkommissarin (Maria Hofstätter) die Perchten einfach mit Lachen begrüßt und ist zwischen ihnen durch- und weitergegangen.
Das Dorfleben wird praktisch von Frauen bespielt. Die Männer sitzen gemeinsam am Ecktisch im Dorfwirtshaus, trinken Bier und schauen debil vor sich hin. Der ehemalige Postbeamte richtet der Hauptkommissarin in einem Leerstand eine Polizeistation ein. In Einrichtungsfragen kommt er immer wieder auf seine Frau zu sprechen und zwar mit den einleitenden Worten:
“P’frau hot g’sogt…”
oder
“P’frau hot g’mannt…”
Wie zurückhaltend Josef Hader (ein Ex-Polizist, der ein bisschen mitermittelt, obwohl er privat in alles involviert ist) neben Hofstätter spielt, wie gut Erni Mangold (als seine Mutter) mit Hader harmoniert. Wie unaufdringlich Hofstätter sich neben ihrer weniger bekannten Polizeipartnerin verhält. Das Ensemble scheint wirklich Spaß am Spiel zu haben. Es ist eine Freude, da zuzusehen.
Das Oberösterreichische wird hier dargestellt, nicht ausgestellt. Sympathisch, humorvoll und trotzdem kritisch zeigt das Buch eine Dorfgemeinschaft, die ich als Oberösterreicherin als oberösterreichisch identifiziere. Authentisch und auf hohem Niveau das Schauspiel der Protagonist_innen. So soll österreichisches Fernsehen. Ich hatte einen schönen Fernsehabend!
Holzbarrikaden und ein schwarz gekleideter Mann. Laute Schüsse von hinten. Sie erschrecken mich nur kurz, weil ich gar nicht darauf vorbereitet war. Ich bin angespannt aufgrund des anhaltenden Schießens.
Vor den Barrikaden betet der Mann (Mohammed) nach islamischem Ritus. Ist er drinnen oder draußen? Hinter der Barrikade erscheint eine Person mit schwarzer Sturmhaube und Gewehr.
Ist er Terrorist oder Polizist?
Ich bin erleichtert, weil die Schüsse und die Präsenz des Gewehrs jetzt vorbei sind und ich mir endlich die Person, den Menschen vor mir und vor den Barrikaden (schön! von Sarah Sassen #sarahsassenfangirl) ansehen kann.
Wie er “Allah” ausspricht. So glottal. Da krieg ich Gänsehaut. Es ist keine oarge Gänsehaut. Nicht unbedingt. Diese physische Reaktion hatte ich auch bei einem Kunstwerk in der Political Populism-Ausstellung in der Kunsthalle Wien und wenn Zabi, ein Freund aus Afghanistan, mit mir in Dari spricht. Es ist so ein körperverbundenes Sprechen, oder wie soll man da sagen?
Wieso sprechen/spielen die beiden so statisch? Ich dreh mich kurz um, mit der Vermutung, dass hinter mir ein Teleprompter hängt, von dem abgelesen wird. Obwohl es Polizeiprotokolle sind, die gesprochen werden, habe ich den Eindruck, der Text ist unauthentisch.
Der Polizist nennt die Radikalisierung des Attentäters wertneutral “intellektuellen Werdegang”. Find ich gut. Im Anliegen, etwas verstehen zu wollen, wertneutral an eine Sache herangehen.
Es gibt keinen Ausweg. Das zu sehen ist hart: Das Geworfensein und die Unausweichlichkeit.
Versuchen die das so auf früher Handke? Nein. War wohl nur dieser erste Satz.