Volksbühne Wien Regisseur Alexander Tilling war bei der Premiere des E3 Ensembles. „Alles am Arsch“ verknüpft die Lebenswelt der Darsteller_innen mit dem derzeitigen Weltgeschehen. Das ist laut, leise, lustig und irritierend.

Weitere Termine am 10.03. und 11.03. je 20:00 Uhr

Beim Einlass in den Saal präsentiert sich ein sehr reduziertes Bild: ein schwarzes Schlagzeug auf einem schwarzen Podest in der Mitte eines weißen Raumes. Diese beeindruckende Klarheit wird in der Ausstattung fortgesetzt und durch zwei schwarze Fahrräder, die die PerformerInnen auf die Bühne rollen, ergänzt. Dazu kommen Kostüme in grau, weiß und schwarz, die eine monochrome Bildfläche unterstreichen. Auf der Ebene des Tons wird diese vom Schlagzeug unterbrochen, untermalt oder einfach begleitet. Der Beat als Protagonist (Schlagzeug: Sebastian Spielvogel), der immer wieder mal lauter, mal leiser die Aktion der Performer_innen unterbricht, bzw. untermalt, formt diesen Abend. Nirgends wird dies deutlicher, als bei der Performance einer Art wütendem Yoga, das zum Rhythmus des Schlagzeugs immer schneller wird.

Klassische Figuren gibt es hier im herkömmlichen Sinn nicht, ebenso wenig, wie eine klassische dramatische Handlung. Dafür begegnen einem sehr ehrliche Erlebnisse aus dem Privatleben der Performer_innen, die zusammen eine bildhafte Montage ergeben. Geschichten über das Furzen oder das Auswischen des Hinterns nach dem Stuhlgang werden dem Weltgeschehen gegenübergestellt. Der Syrienkrieg, Trump und die Flüchtlingskrise sind nur einige der Schlagwörter, die assoziativ über die Bühne huschen und schnell auch wieder weg sind. Abgelöst werden diese durch Schilderungen einfacher Erlebnisse aus dem Alltag oder Momente des Tanzens, in denen das Schlagzeug plötzlich laut wird.
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Das E3 Kollektiv stellt hier die Frage nach der Empathielosigkeit einer Gesellschaft oder der Teilnahmslosigkeit, die wir in gewissem Maße alle aus der Perspektive einer ironisierten Hipster-Logik abtun können. Dazu zählt May Garzons Beschreibung, warum ihr nicht dasselbe passiert, wie den sterbenden syrischen Kindern aus dem Fernsehen. Währenddessen stößt Tom Waldek Isabella Jeschke zu Boden und schmiert sie mit braunem Schokokuchen ein – ein symbolhafter Akt des „Anscheißens“. Eine entfremdete Logik wird mit Ehrlichkeit gemischt und dabei entstehen für die ZuseherInnen sehr lohnende Momente der Komik, aber auch der Irritation.

Fazit: Die assoziative Menge von losen Aneinanderreihungen verliert zeitweise ihren Fokus, findet aber immer wieder zu grandiosen Bekenntnissen der Performer_innen zurück.

Alles am Arsch
Produktion des Kulturverein E3 Ensemble
im off Theater Wien
mit May Garzon, Isabella Jeschke, Tom Waldek und Gerald Walsberger
Musik: Sebastian Spielvogel
Licht: Lisa Faderl
Tontechnik: Florian Spielvogel

Szenebild: (c) Thomas Steineder

 

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